Offener Brief zum Dank

von Steven Fischer

Etwas mehr als ein 1. Jahr ist es her: Die Zusammenarbeit zwischen dem Literaturner e.V. und den Studenten der Hochschule Mittweida. Die Studenten gestalteten damals das Coporate Design und den digitalen Auftritt ganz neu. Außerdem gaben sie dem noch jungen Verein wichtige Anregungen zur Veranstaltungsplanung und Kommunikationsgestaltung. Ganz konkret bedeutete dies, sich folgende Fragen zu stellen und Antworten darauf zu geben: Wie oft sollte eigentlich auf Facebook kommuniziert werden? Wie erstellt man eine Pressemitteilung und welches Programm nutzt man dazu? Was kann man machen, um sein Publikum zu erreichen? So wanderte eine große Menge an Wissen zwischen den Köpfen der Studenten und Vereinsmitglieder hin und her.

Anlässlich dieses Jubiläums veröffentlichen wir hier den offenen Brief, den das Vorstandsmitglied Yvonne Schönlein auf der Abschlussveranstaltung der Hochschule vorlas. Noch heute profitiert der Verein sehr von diesem Zusammentreffen kreativer Schaffenskraft. Auf diesem Weg noch einmal ein großes Dankeschön an die Studenten aus Mittweida.

Liebe Ulrike, liebe Anja, liebe Studentinnen und Studenten der Projektgruppe,

eigentlich wollte ich eine Geschichte schreiben für diesen großen Tag. Doch welche? Eine über den achtstündigen Dreh für den Imagefilm? Über Willi, der müde und mit eiskalten Händen auf seinem roten Mountainbike über die Augustusbrücke radelte? Über Rolf, schreibend und Kaffee schlürfend im Cafè Continental oder über mich, wie ich in der Straßenbahn, von einer Endhaltestelle zur anderen fuhr, begleitet von einem sechsköpfigem Kamerateam im engen Waggon? Eine Geschichte über die kuriose Lesung mit Andrea und mir in der Straßenbahn, mitten im Dresdner Berufsverkehr mit einer Schwindel erregenden Angst im Bauch? Oder eine Geschichte über unsere Auftritte auf der schriftgut-Messe im vergangenen November? Nein, entschied ich, denn es würde immer nur einen kleinen Ausschnitt der intensiven Zusammenarbeit mit euch zeigen. Ein Brief ist besser, finde ich. Denn es ist Zeit, Bilanz zu ziehen. Es ist Zeit, inne zu halten und zu schauen, wo unser Verein durch euch steht. Und es ist Zeit, Danke zu sagen. Euch allen!

Als Willi mich an einem kalten Januarabend anrief und erzählte, dass unser Verein an einem Medienprojekt teilnehmen könnte, war ich sofort begeistert. Ich bin seit vielen Jahren im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit tätig und weiß, was es bedeutet, eine Corporate Design-Kampagne zu konzipieren und durchzuziehen. Gleichzeitig war mir bewusst, dass auf uns eine Menge Arbeit zukommen würde.

Willi, Frank und ich trafen uns nach dem Telefonat zu einer Vorstandssitzung und diskutierten, ob wir eine Bewerbung wagen sollten. Wisst Ihr, wie sehr wir darum gerungen haben? Willi zweifelte daran, dass wir mit einem studentischen Projekt die Schreibaktivitäten der Vereinsmitglieder ankurbeln könnten. „Beim Januar-Treffen hatte keiner einen Text mit. Und wir wollen ein zweites Buch veröffentlichen? Wir nennen uns Autorenverein und schreiben nicht. Wozu also ein solches Vorhaben starten?“ Die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Ich verstand ihn, schon deshalb, weil ich mir auch zu wenig Zeit fürs Schreiben nahm. Doch ich wusste, dass die Chance, ein solches Projekt zu verwirklichen, einmalig war.

„Am wichtigsten ist, dass Willi und ich die Projektgruppe betreuen, falls wir genommen werden sollten. Und Frank überwacht die Finanzen“, meinte ich zu den beiden. „Lasst es uns einfach versuchen!“ Und so geschah es.

Mit dieser Entscheidung und dem Zuschlag zu Cross-Media begann für unseren Verein ein erfolgreiches, ein „verrücktes“, ja, ein großartiges Jahr. Und das ist vor allem euer Verdienst! Ihr habt uns motiviert und mitgerissen. Dieses Projekt war wie ein Strudel, in den wir hineingezogen wurden. Einige wichtige Meilensteine möchte ich hier erwähnen: Den offiziellen Projektauftakt mit Vereinspräsentation und Workshop mit der Projektgruppe am 22. Mai 2013 in Mittweida, die Unterzeichnung des Briefingprotokolls und Beauftragung durch den Vorstand, die Abstimmung des Zeitplans, die Arbeit in sechs Workshops mit Ulrike, der Projektmanagerin (meist bei mir zu Hause in der Küche); die Mitwirkung an zwei Drehtagen für den Imagefilm und an zwei Tagen für Aufnahmen der Hörproben. Wir nahmen an der Bardinale im Erich Kästner Museum teil und verwirklichten die Straßenbahn-Lesung. Den Höhepunkt bildete das Wochenende auf der schriftgut-Messe – ein Marathon-Programm für euch und uns.

Es gab Momente, in denen Willi und ich nach Luft schnappten, weil wir mit euch so viele Themen parallel bearbeiteten, so viele Fragen gleichzeitig beantworten und immer wieder den Blick für den straffen Zeitplan schärfen mussten. Hatte Willi die letzte Anforderung von Uli für einen Pressetext beantwortet? War ich alle Tageslisten für die Standbesetzung auf doodle vollständig durchgegangen? Würde Andrea bei der kuriosen Lesung mitmachen? Hatte ich bei der Info über die Fototermine alle Mitglieder angeschrieben? Oh, Mann, da halfen nur Durchatmen und Ruhe bewahren.

Doch ich weiß, ihr habt noch mehr gerackert und so manche Nacht durchgearbeitet. Ihr habt euch die Haare gerauft, weil in letzter Minute noch der Flyer zu ändern war und der Flatscreen am Messestand schlappmachte. Ihr habt gelernt, Rechnungen korrekt aufzuschlüsseln und zusätzliche Ausgaben vorher mit dem Vorstand abzustimmen. Doch nie habe ich euch zweifeln sehen, dass dieses Projekt erfolgreich sein wird. Eine wichtige Voraussetzung für den bevorstehenden Start in das Berufsleben.

Das Resultat des gemeinsamen Tuns ist schlichtweg „der Hammer“:

– eine fantastische Leitidee „Orte, die Geschichten schreiben“,
– ein geniales Logo –der Litera-Turner mit dem Füllhalter,
– Ausstellungsbanner und Ausstellungsausrüstung mit Stühlen, Flach- und Stehtischen, einem Regal, Kissen und Husse,
– Visitenkarten,
– ein Flyer,
– ein Schreibblock,
– Gewinnspielpostkarten,
– eine brilliante Medienpräsenz auf verschiedenen Online-Plattformen mit neuer Literaturner-Website, einem Imagefilm auf vimeo, Hörproben unserer Texte auf soundcloud und aufgepepptem facebook-Auftritt, und als Sahnehäubchen
– ein Software-Tool für Pressemitteilungen.

Und das alles in blau-weiß und verdammt professionell!

Nicht zählbar sind die Erfahrungen, die wir mit dem Projekt gesammelt haben. Wir sind daran gewachsen. Wir schreiben wieder (viel mehr) und haben dies unter anderem auf der Webseite mit den Textbeiträgen über unsere Vereinsarbeit während des Cross-Media-Projektes dokumentiert. Die Arbeit an unserem zweiten Erzählband über das Verlieren und Finden geht gut voran. Ihr habt uns beflügelt und diese Woge der Inspiration und des Wissens, dass wir literarisch und künstlerisch zu mehr fähig sind, trägt uns hoffnungsvoll in die Zukunft.

Ihr werdet uns fehlen –Ulrike, Anja, André, Anni, Richard, Jenny, Felix, Nadine, Thomas, Nathalie, André und Josefine -mit euren Ideen, eurem Engagement und eurer klugen und herzerwärmenden Art, wie ihr eine Idee und das Literaturner-Konzept habt Wirklichkeit werden lassen. Ohne euch und dieses Projekt wären wir nicht das, was wir jetzt sind. Danke dafür.

Jetzt heißt es Abschied nehmen. Aber wir hoffen, dass wir den einen oder anderen von euch irgendwann einmal wiedersehen, vielleicht an einem dieser magischen „Orte, die Geschichten schreiben“.

Eure Dresdner Literaturner“