„Die Dolmetscherin“ von Titus Müller

von Yvonne Falk

Am Donnerstag, 23. 10. 2025, war Schriftsteller Titus Müller zu Gast in der Bibliothek Dresden-Weißig.
„Den musst du dir anhören, seine Lesungen sind echt toll.“

Was soll so anders sein, an einer Lesung? 
Man hat ein Buch, liest einige Abschnitte, um den Leser neugierig zu machen, erzählt ein wenig drumherum, ohne zu spoilern, und eigentlich sind diese Veranstaltungen doch immer gleich, oder?
Ich gestehe, vorher ihn und seine Bücher nicht gekannt zu haben. Wegen obiger Aussage meldete ich mich erwartungsvoll an. Was ist das für ein Autor und wie gestaltet er seine Lesung? 

Titus Müllers Romane sind von historischen Ereignissen, Epochen oder Figuren inspiriert. Er nutzt diese Hintergründe, um eine spannende und lebendige Erzählung zu schaffen. Dazu muss man akribisch recherchieren, und dass der Autor genau das getan hat, merkte man in seiner Lesung. 
„Die Dolmetscherin“ heißt sein aktuelles Buch und befasst sich mit den Nürnberger Naziprozessen.  
Asta ist die Hauptfigur – angelehnt an Margot Bortlin – die als junge Dolmetscherin die abscheulichsten Dinge hören und ins Englische übersetzen muss. 
Aus diesem Buch hat Titus Müller in der einen Stunde, die viel zu schnell verging, nur sehr kurze Stellen vorgelesen. 
Dafür hab ich von ihm erfahren, was er im Vorfeld so genau recherchiert hat. 
Von denen, die auf der Anklagebank saßen, welche Strategien sie verfolgten, um ihre Schuld zu leugnen oder zu verharmlosen. 
Warum man in diesem Prozess zum ersten Mal Simultandolmetscher einsetzte und wieso das unbekannte junge Menschen waren.
Dass der Chefankläger Robert Jackson mit diesem Prozess nicht nur die einzelnen Personen verurteilen, sondern generell Angriffskriege als Verbrechen an der Menschheit ächten und die moralischen Standpunkte global anheben wollte.
Bei Titus Müller merkt man, dass der Autor hinter seinen Werken steht, dass er sich auskennt, ihn das Thema, was er aufgreift, auch wirklich beschäftigt. Ein Jahr lang vergräbt er sich regelrecht, liest unwahrscheinlich viel in historischen Quellen. Die Recherche ist das, was ihm an der Arbeit als Autor großen Spaß macht, hat er mir verraten. Das Schreiben selber hingegen ist harte Arbeit.
Mich jedenfalls hat er auf seine Bücher neugierig gemacht. Und ja, seine Veranstaltungen sind anders, eher ein lebendiger Vortrag statt einer trockenen Lesung.


Autorin: Yvonne Falk