Am Freitag, 24. November 2023 fand unsere Lesung zum Thema »Der Wert des Wortes« im Erich-Kästner-Haus für Literatur statt. Sie bildete den Abschluss eines langen Prozesses der Auseinandersetzung mit dem, was Sprache vermag, wie sie gebraucht und missbraucht werden kann.
Unser diesjähriger interner Schreibwettbewerb hatte zum Thema: „Der Wert des Wortes“. Anlass war die Bücherverbrennung der Nationalsozialisten im sogenannten Dritten Reich. Dieses unrühmliche Datum hatte sich im Frühjahr zum neunzigsten Mal gejährt.
Lesung der Texte und die Siegerehrung sollten dieses Mal öffentlich abgehalten werden. Drei Dutzend Literaturinteressierte folgten diesem Aufruf und füllten die zweite Etage des Erich-Kästner-Hauses mit Leben. Mirjam Hoff, Vorsitzende des Dresdner Literaturner e.V., eröffnete die Veranstaltung und stellte unseren Verein kurz vor. Daran anschließend setzte sich Kay Potzger mit den verbrecherischen Ritualen, insbesondere der Dresdner Bücherverbrennung »Wider dem undeutschen Geist« auseinander.
Nun folgte die Lesung der Siegertexte, deren Themen weit vom Anlass des Wettbewerbs abwichen und sich die Frage nach dem Wert des Wortes in einem breiteren Zusammenhang stellten. Den dritten Platz belegte Susanne Steinbrecher mit ihrem Text »Mutter Sprache und ihre Kinder«, der ihren ehemaligen Beruf als Lehrerin erahnen ließ. Platz zwei erlangte Torsten Himstedt mit seinem Gedicht »Seilschaften«, dessen Worte sich verknüpfen, um uns fühlen zu lassen, was sie vermögen. Das Siegertreppchen erklomm Mirjam Hoff mit ihrer Geschichte »Die Kiste«, in der sie deutlich machte, dass Worte Erinnerungen und Bilder wachrufen und Emotionen tragen können.
Was uns besonders freut: Die drei Texte nahmen unser Publikum sichtlich ein. Friedelbert Heidrich brachte die Ehrung der Sieger in seiner vergnüglichen, lockeren Art über die Bühne. Die folgende, kurze Pause wurde von Johanna Zörgiebel mit Gesang und Klavier untermalt. Die Besucher hatten nicht nur die Möglichkeit, sich an der Bar ein Getränk zu genehmigen, sondern auch, in den Büchern der Mitglieder oder unseren beiden gemeinsamen Anthologien zu stöbern. Im kommenden Jahr soll aus dem aktuellen Wettbewerb Anthologie Nummer 3 entstehen.
Nach der Pause folgten weitere Texte, so von Cosmo »Der Lebensbaum«, Willis ergreifende Erzählung »Ein Flammenwurf, ein Sternenstrich«, Johannas Gedicht »Dein Wort« und Friedelberts Erzählung „Chiffre“, die uns zum Schmunzeln anregte. Gedichte von Kay und Torsten bildeten den Abschluss.
Ich selbst hatte mich unter die Gäste gemischt und dadurch Gelegenheit, den einen oder anderen zu befragen, wie er denn zu unserer Veranstaltung gefunden habe. So gab es Gäste aus Leipzig, die Freunde in Dresden besuchten und gern einen schönen Abend verbringen wollten. Sie hatte letztendlich das Internet zu uns geführt. Eine weitere Besucherin sah den Flyer in ihrer Bibliothek und wurde dadurch neugierig auf uns. Andere wiederum sind selbst Mitglied in einem Schreibverein und wurden auf einer ihrer eigenen Lesung zu uns eingeladen. Unsere aufwendige Werbung im Vorfeld hatte also Früchte getragen. Vielleicht können wir den einen oder anderen Gast bald als neues Vereinsmitglied begrüßen. Ich fand, es war ein gelungener Abend, den wir gern nächstes Jahr wiederholen sollten. Der nächste Wettbewerb trägt nämlich den Titel „…“ (mehr Kürze).
Ein herzlicher Dank gilt dem Erich-Kästner-Museum, das uns für die Veranstaltung den Raum im ersten Stock sowie die Vorräte zur Bewirtung unserer Gäste zur Verfügung stellte.
Autorin: Yvonne Falk