Ein einjähriges Fohlen nennt man „Enter“. Und einen einjährigen Autorenverein? Keine Ahnung, aber auf jeden Fall „entert“ er in diesem Alter das literarische Leben. Die erste Kerze brennt. Ein Jahr lang turnen die Dresdner Literaturner schon wortgewandt als Verein herum. Zeit, zurückzublicken.
An einem Tag im Oktober 2012 kam ich das erste Mal zu den Dresdner Literaturnern. Der Verein war gerade neugeboren. Ich wollte einfach „mal vorbeischauen“.
Kaum hatte ich „das Neugeborene“ das erste Mal live erlebt, wollte ich es am liebsten gleich in meine Arme schließen. So wurde ich nicht angeschrien, sondern freundlich angelächelt. Ich spürte sofort das Verlangen, „dieses Kind“ auch mit meinen Ideen zu füttern und großzuziehen.
Also wurde ich Mitglied. Pure Sympathie, ein fairer Umgang miteinander sowie konstruktive Kritik waren die Gründe dafür. Auf diese Weise konnte ich Zeuge der Entwicklungsphasen eines besonderen Sprösslings werden.
Im ersten Lebensjahr verläuft ja bekanntlich die Entwicklung rasant. So konnten wir – die Dresdner Literaturner – bereits in den ersten Monaten unser Köpfchen selbstbewusst heben. Das Drehen und Wenden in verschiedenen Lagen gelang uns zunehmend besser.
Im ersten Lebensjahr werden bekanntlich auch die ersten Worte gesprochen. Und die ersten Worte der „Literaturner“? Die waren bereits geschrieben worden – und es waren sogar drei. „Drei Worte“ ist nämlich der Titel des ersten Erzählbandes der Dresdner Literaturner, der 2011 beim Dresdner Buchverlag erschienen ist.
Ein Kleinkind im ersten Lebensjahr beginnt nach den Dingen des Lebens zu greifen. Und auch wir haben schon vieles be-griffen. Zum Beispiel, dass es ohne Beziehungen nicht geht. Um ehrlich zu sein: Wir sind polygam. Und das ist gut so. Zum einen unterhalten wir eine Beziehung mit dem Förderverein für das Erich Kästner Museum/Dresdner Literaturbüro e.V., zum anderen mit der Dresdner Gesellschaft für Literatur e.V. und last but not least mit dem Dresdner Buchverlag.
Mittlerweile sind wir längst aus dem Krabbelalter heraus.
Mit der Zeit kamen wir jedoch nicht nur auf die Beine, wir stellten vielmehr selbst so einiges auf sie:
Eine Lesung im Café „Kaffeekultur“ auf der Wallstraße im Oktober 2012, einen Workshop und eine Lesung auf der „Schriftgut“, der 1. Literaturmesse“ im November 2012.
Und es fließt uns weiterhin einiges aus der Feder.
So arbeiten wir gerade gemeinsam an einem zweiten Erzählband, dessen Texte sich mit dem Thema „Verlieren und Finden“ beschäftigen. Was unsere Entwicklung angeht, können wir also sagen: Wir gedeihen prächtig und nehmen stetig an Masse zu. 13 Mitglieder sind’s inzwischen.
Zugegeben: Manchmal strampeln wir auch noch ganz schön herum, vor allem, wenn es mal eine Schaffenskrise gibt, oder wenn wir „zahnen“ – d.h., wenn ein neues (Schreib)Projekt hervorbricht. Doch „zahnen“ muss sein. Schließlich brauchen wir ja zum Schreiben auch den nötigen Biss…