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Durch die Pandemie ist die Welt im Umschwung begriffen. Doch nicht jede Branche kann sich in das Corona-sichere Internet zurückziehen und auf bessere Zeiten warten. Das Netzwerk Kultur Dresden hat zu der aktuellen Lage in der Dresdner Kulturlandschaft ein Statement verfasst:
Freie Träger im Kulturbereich fordern: Dresdner Gemeinwohl fair finanzieren!
Wie wird es ab 2021 um den sozialen Frieden und den Ruf Dresdens bestellt sein,
– wenn tausende von wöchentlichen Kurs- und Unterhaltungsangeboten nicht mehr existieren?
– wenn die Stadtteile nicht mehr mit Musik, Clubkultur, Literatur, Bildender Kunst, Theater, Film und Erinnerungskultur bespielt werden?
– wenn Feste und Festivals, auf die man sich das ganze Jahr gefreut hat, nicht mehr stattfinden?
– wenn man keinen Raum mehr in der Nachbarschaft hat, an dem man andocken kann?
Über die Auswirkungen der geplanten Kürzungen im neuen Doppelhaushalt für die Freie Szene in Dresden informierten am 23.09. um 11 Uhr Sprecher*innen des Netzwerks Kultur Dresden im Rahmen einer Pressekonferenz im Erich Kästner Haus für Literatur.
Im Netzwerk Kultur Dresden haben sich mehrere tausend Akteur*innen der Freien Szene in Dresden zusammengeschlossen. Dazu zählen institutionell geförderte Einrichtungen ebenso wie Empfänger*innen von Projektförderung, freischaffende Künstler*innen und weitere Netzwerke im Kulturbereich.
Im Doppelhaushalt 2021/2022 der Stadt Dresden sind aktuell Einschnitte von 12 % für die Kultur und ihre Institutionen geplant. Für die Kulturbetriebe der Freien Szene, die ohnehin unter prekären Verhältnissen arbeiten und schon während des Corona-Lockdowns erhebliche Einnahmeverluste verzeichnen mussten, birgt die drohende Kürzung schwere bis existenzielle Risiken. Für viele Einrichtungen bedeutet dies den Verlust von Personalstellen, Künstlerhonoraren und Arbeitsstrukturen, einhergehend mit Einschränkungen im Programm und Kursangebot. Auch die Möglichkeit, das eigene Haus krisenfest und zukunftsfähig weiterzuentwickeln, eigene Einnahmen und Drittmittel zu generieren, wird mit den Kürzungen zerschlagen.
Die Einschnitte haben auf lange Sicht jedoch nicht nur die betroffenen Einrichtungen und Mitarbeiter*innen zu tragen. Ein reichhaltiges kulturelles Angebot trägt zur Außenwirkung und Lebensqualität einer Stadt bei. Neben Touristen, die wiederum zusätzliche Umsätze in Betrieben der Gastronomie und Hotellerie generieren, ist es besonders jungen, qualifizierten Menschen bei der Wahl des Wohnortes immer wichtiger, welche kulturelle Vielfalt eine Stadt zu bieten hat. Darüber hinaus sind es zumeist Einrichtungen der freien Szene, die für junge Leute einen wichtigen Schutz-, Erlebnis- und Erfahrungsraum darstellen. Es sind Orte, an denen Abstand vor schulischen-, familiären-, beruflichen Problemen gewonnen werden kann und gleichzeitig wichtige Werte des gesellschaftlichen Zusammenlebens vermittelt werden. All diese Möglichkeiten des Sich-Auslebens und Sich-Ausprobierens tragen positiv zum sozialen Klima einer Stadt bei und sind durch die Kürzungen bedroht.
Das Netzwerk Kultur Dresden fordert deshalb: Kulturelle Obdachlosigkeit verhindern!
Andrea Hilger, Heike Zadow, Andrea O’Brien, Frank Schöne, Anne Gaschütz, Frank Eckhardt, Maren Marzilger, Uljana Sieber, Simon Wolf
Sprecher*innen Netzwerk Kultur Dresden (www.netzwerk-kultur-dresden.de)