Am Samstag früh, kurz vor 10, stand ich mit meiner Tochter an einer elend langen Schlange vor dem Messeeingang. So hatte ich mir unser fröhliches Mutter-Kind-Outing nicht vorgestellt. Vor uns lag das Messegelände mit den gläsernen Tunneln, wie ein intergalaktisches Mutterschiff, und wir standen draußen im kalten Wind. Mit uns warteten jede Menge seltsamer Gestalten, die aussahen, als würden sie ebenfalls aus anderen Welten und/oder aus anderen Zeiten kommen. Sie alle wollten in Büchern blättern, Autorinnen und Autoren lesen hören oder ganz neue technische Intelligenzen kennenlernen.
Als wir endlich die Türen passiert hatten, fanden wir uns als erstes in Norwegen wieder, dem Gastland der diesjährigen LBM. Mit fast 40 Autoren und Autorinnen waren die Norweger angereist und präsentierten an ihrem schönen Stand ein breites literarisches Angebot. Gleich die ersten vier Bücher verlockten mich zum Kauf, aber zur Schonung meines Budgets wollte ich noch ein bisschen warten. Selber schuld, denn bis zum Ende meines Besuches habe ich es nicht geschafft, noch einmal an dem Stand vorbeizukommen. Aber norwegische Bücher findet man leicht in den Buchläden hierzulande, dank einer tollen Förderung von Literatur in Norwegen, denn von ungefähr 600 Neuerscheinungen werden zwischen 550 und 1500 Büchern durch den norwegischen Kulturrat gekauft und an öffentliche Bibliotheken verteilt. Auch bei den Übersetzungen gibt es Sonderkonditionen. Also werde ich wohl mein norwegisches Buch demnächst in einem deutschen Buchladen kaufen.
Oder ich nehme doch eines der tollen New Adult oder Young Adult Bücher, die dieses Mal fast überall auf der Messe auf sich aufmerksam machten, mit wunderschönen Covern und farbigen Schnitten. Aber noch lieber hätte ich eines für Old Adults. Vielleicht bei der Buchmesse im nächsten Jahr? Denn da bin ich auf jeden Fall wieder in Leipzig, schon um einen Blick auf die Cosplayer zu werfen, denn die Kostüme werden Jahr für Jahr bunter und ausgefallener. Es macht einfach Spaß, sich während einer dringend benötigten Pause an einem freien Stück Wand nach unten rutschen zu lassen und die vorbeiflanierenden Leute zu beobachten. Und wenn man höflich fragt, kann man sogar ein paar tolle Fotos schießen.
Nach dem Kauf von drei hübschen Lesezeichen war für meine Tochter und mich klar, dass es wieder eine gute Messe gewesen ist, auch wenn wir Hape Kerkeling, Corinna Harfouch und Peter Maffay verpasst haben. Aber man soll ja gehen, wenn es am schönsten ist.
